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Ein Jubiläum soll nicht nur der Anlass für einen Rückblick sein. Unsere Reiseetappen begannen mit "Es war" und mit "Es ist". Was wird nun sein bei Goethes Erben ? Mindy Kumbalek, Oswald Henke und ihre Visionen: OH: "Goethes Erben war und ist das geistige Kind von Mindy Kumbalek und mir und wird es auch immer bleiben. Wir werden uns mit Sicherheit nicht auflösen, dazu besteht kein Grund. Vielleicht werden wir nach 1999 nur noch vereinzelt Konzerte geben. Auch hängt ein weiteres Studioalbum vom Erfolg von 'Kondition:Macht!'ab. Der Tonträgermarkt befindet sich in einem desolaten Zustand, nicht zuletzt, weil die neuen Medien eine rasante Entwicklung durchmachen. Internet schön und gut, aber mir gefällt die Vorstellung nicht, nur noch als eine Ansammlung von binären Codes in irgendwelchen Datenbänken als Künstler existent zu sein. Ist es einmal soweit, würde ich mich nur noch an ein Live-Publikum wenden. Die Frage ist dann, ob es dieses Publikum dann noch geben wird. Trotz dieser wenig erfreulichen Aussichten finde ich diese Angelegenheit auch sehr spannend."


Was ist heute anders bei Goethes Erben, was hat sich nach der "Kerzenzeit" bei Euch geändert ? MK: "Unsere proben sind keine spontanen Nachtaktionen mehr. Sie finden auch nicht mehr in der Garage hinterm Haus statt, sondern sind weit vorausgeplant, weil wir aus allen Ecken Deutschlands kommen. Wir sind ein eingespieltes Team und sehr professionell geworden." OH: "Goethes Erben ist in 10 Jahren stetig gewachsen. Die Texte und die Musik sind vielschichtiger, komplexer geworden. Mindy und ich sind Autodidakten. Wir haben uns alles selbst erarbeitet, kompositorische Fähigkeiten erlangt und gelernt, mit Produzenten und Gastmusikern zu arbeiten."

Und was wart ihr früher ? MK: "Richtige musikalische Dilettanten. Aber was uns an Können gefehlt hat, haben wir mit Kreativität nachgeholt. Oft macht Wissen blind. Teilweise vermisse ich diese Spontanität sehr, aber andererseits freue ich mich immer auf die Erben-Wochenenden in Bayreuth, an denen wir uns alle treffen und uns intensiv auf die Musik konzentrieren können."

Entwicklung bedeutet auch Wahrung, sonst wird´s eine Verwandlung. Was ist damals und morgen gleichermassen wichtig geblieben ? OH: "Wichtig war immer nur, unsere künstlerischen Phantasien umzusetzen. Im Endeffekt haben sich nur die Möglichkeiten dazu verbessert." Und haben 10 Jahre erfolgreiches Musiktheater noch ein paar Träume übrig gelassen ? MK: "Ich möchte einmal ein Akustik-Konzert mit Streichquartett, Chor und Perkussion im Marktgräflichen Opernhaus in Bayreuth spielen. 'Blau/Rebell' würde ich gerne noch einmal inszenieren. Und ich würde gerne in Amerika und Japan touren." "Wichtig ist es, sich nicht von der Zukunft gestalten zu lassen, sondern die Zukunft selbst mitzuformen und zu prägen." OH

Wir werden sehen. Ich bedanke mich bei allen, die mich beim "Chronik schreiben" unterstützt haben, insbesondere bei Oswald Henke & Mindy Kumbalek für ihre Kooperation und Geduld und bei Ulrike Rank für die äussere Form.


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